Pflanzenheilkunde bei Erkrankungen der Kinder
Kinder sind geschätzte Patienten in der Praxis, oft quirlig und sehr neugierig. Dabei greifen pflanzliche Mittel und homöopathische Therapien bei Ihnen, wenn sie richtig eingesetzt werden, sehr gut. Ihr Körper ist noch nicht so verschlackt ist wie der des Erwachsenen und die Krankheit hatte noch nicht viel Zeit sich „festzusetzen“.
Heute jedoch kommen vermehrt kleine Patienten in die Praxis, die unter vererbten Schwächen, zum Beispiel des Immunsystems leiden, hier trifft dies nur bedingt zu, weil die Ursache tiefer sitzt.
Bei Allergien im Kinder- und Säuglingsalter kann Ziegenmilch oder Hafermilch oder eine andere pflanzliche Milch als Alternative bei der Kuhmilchunverträglichkeit eingesetzt werden. Etwa die Hälfte der chronischen Symptome wie Verdauungsprobleme, Schnupfen, Bronchitis, Asthma und Ekzem haben diese Unverträglichkeit als Ursache und lassen sich damit behandeln. Ziegenmilch ist außerdem ein Basenbildner, im Gegensatz zur Kuhmilch, so dass hierüber auch einer Übersäuerung vorgebeugt werden kann. Studien ergaben, dass 270 der 300 Asthmapatienten nach 6 Wochen beschwerdefrei wurden. Der beste Start ins Leben ist immer und wird es wohl auch immer bleiben: die Muttermilch, sie enthält Vitamine, Immunstoffe und Wachstumsfaktoren in hoher Konzentration.
Hat das Baby oder Kind Blähungen dann ist das sogenannte Vier-Winde-Öl (von Weleda als Bäuchlein-Öl oder selbst angesetzt auf der Basis von Mandelöl und Johanniskraut, sowie gequetschtem Samen von Anis, Kümmel und Fenchel) eine gute Behandlungsmöglichkeit. Dabei wird es von den Eltern aus gesehen im Uhrzeigersinn, mit dem Bauchnabel als Mitte, sanft einmassiert. Dies ist die Richtung des Dickdarmes, die sowohl dem Stuhlgang als auch Winden hilft sich zu entleeren. Als warmer Wickel kann es ebenfalls angewendet werden, hierbei ist zu beachten, dass sich keine Entzündungen im Bauchraum befinden dürfen. Eine akute Blinddarmentzündung könnte durch eine warme Anwendung oder Massage gefährlich hochgeschaukelt werden. Auch als Teemischung eignen sich die vorgenannten Pflanzen gut.
Bei Schlafstörungen empfiehlt es sich zu prüfen, ob das Zimmer des Kindes zu warm ist. Für einen Tee eignen sich: Johanniskraut, Passionsblumenkraut, Melissenkraut, Lavendelblüten und Hopfenzapfen. Einzeln oder in Kombination 1 Stunde vor dem Schlafen gehen unterstützen sie die Ruhe. Aus dem Hopfen kann ein Kissen hergestellt werden, dessen Füllung nach einer Woche gewechselt werden sollte, der Lavendel kann auch als Duftsäckchen angewendet werden. Ein gemeinsames Ritual wie zum Beispiel die Gute Nacht Geschichte ist förderlich, ebenso eventuell der Tagesrückblick: das war schlecht, dafür war ich dankbar, das war schön…
Bei Magenbeschwerden können Kamille, Pfefferminze, Melisse und Kalmuswurzel (letztere wenig dosiert) als Tee angewendet werden.
Durchfall lässt sich gut mit Heidelbeerfrüchten, Kaffeekohle oder unfermentiertem grünen Tee behandeln. Letzterer ist besser als der hierfür bekanntere Schwarztee, wenn es das Kind vom Geschmack her toleriert. Auch der Oolong-Tee wirkt noch gut. Dieser Tee muss mit einem Teelöffel pro Tasse 15 Min. ziehen. Gut wirkt auch die Uzara Wurzel-Tinktur.
Verstopfung entsteht häufig durch Fehlernährung und Bewegungsmangel. Der früher häufiger gebrauchte Leinsamen wird heute meist durch die indischen Flohsamenschalen, fein pulverisiert, ersetzt. Diese haben den Vorteil, dass sie kaum Kalorien haben und auch den Darm pflegen, in Bewegung bringen, Schadstoffe einhüllen und heraustransportieren. Sie sind bei übergewichtigen Kindern gut einzusetzen, da sie ein Sättigungsgefühl vermitteln. Sie können zusammen mit Heilerde oder Bentonit im Shaker gemischt, sofort getrunken werden. Weitere stärker wirkende Pflanzen stehen zur Verfügung.
Blasenentzündungen werden in der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) behandelt mit Preiselbeerblättern, Orthosiphonblättern oder Birkenblättern als Tee.
Für die hyperaktiven oder aufmerksamkeitsgestörten Kinder stehen homöopathische Einzel- und Komplexmittel zur Verfügung.
Die vorgenannten Behandlungshilfen sind für die Anwendung durch die Eltern gedacht, in der Naturheilpraxis kommen jedoch weit mehr Pflanzen zur Anwendung, als die hier erwähnten. Diese sollten jedoch von Fachkundigen eingesetzt werden. Wenn Beschwerden trotz der eigenen Behandlung andauern oder stärker werden sollten sie unbedingt eine(n) HeilpraktikerIn oder Arzt/Ärztin aufsuchen.
Das Wichtigste was Kinder jedoch benötigen ist viel Liebe, ein intaktes Elternhaus, viel frische Nahrung, frische Luft und Bewegung in der Natur, das richtige Maß an Orientierung und Reizen (Handy, Fernsehen, Computer in kleinen Maßen) und dass sie in den richtigen Momenten ernst genommen werden. Krankheiten und Symptome können sich auch aus einer wachsenden Orientierungslosigkeit heraus entwickeln. Ein Kind benötigt ein ehrlich gemeintes „Ja“ ebenso wie das „Nein“. Es benötigt vor allem auch die Wahrnehmung, wer es als Mensch ist und die Förderung seiner schönen Gaben. In einem Gedicht von den Kindern fand ich einmal die Zeile „Denn ihre Seelen wohnen im Haus der Zukunft.“.
Hagar Hartung, Pforzheim
Heilpraktikerin, Master of Science der psychosozialen, komplementären und integrativen Gesundheitswissenschaften